15 Meter geht es für die Hubschrauber-gestützten Wasserretter - kurz Luftretter genannt - in die Höhe, unter ihnen eine „hilflose Person“ in Wasser. Glücklicherweise schwebt diese nicht wirklich in Gefahr - das Szenario ist eine Übung.
Wie schnell es jedoch zu einem wirklichen Notfall kommen kann, ist jedem bewusst. Um vorbereitet zu sein, unterziehen sich die Luftretter einer jährliche Rezertifizierung im Zentrum für Sicherheit und Ausbildung der Bergwacht in Bad Tölz.
Der Übungstag ist nichts für schwache Nerven - schon gar nicht für jemanden mit Höhenangst. Geübt werden Standardverfahren zur Rettung von Personen aus fließendem Gewässer und bei der Evakuierung im Hochwasser. Jeder Luftretter soll mindestens drei Rettungsdurchgänge komplett durchführen.
Bevor es losgeht, gehört aber auch einiges an Vorbereitung mit dazu. Die DLRG Sonthofen hat vier solcher Spezialisten. Bevor die Luftretter die Übungs-Hubschrauber in der Trainingshalle besteigen, geht es erst noch zur Sicherheitseinweisung und Lagebesprechung. Dabei weisen die Ausbilder besonders auf die Gefahrenpunkte am Luftfahrzeug hin, insbesondere auf den Haupt- und Heckrotor sowie auf die Notausstiege. Hinzukommt die Erinnerung an die gelernten Kommunikationszeichen innerhalb der Crew - Pilot, Luftretter und Windenbediener. Nur so können sich die Wasserretter und der Windenbediener während der Übung miteinander verständigen. Im Anschluss besteigt die Crew den Hubschrauber.
Sobald der Übungshubschrauber die 15 Meter Höhe erreicht, lässt der Windenbediener den Luftretter mit Hilfe eines Seils zum Patienten hinab. Kurz vor Erreichen der Wasseroberfläche gibt der dem Windenbediener das Signal - Oberarm und Hand herausgestreckt – dass der Luftretter knapp über der Wasseroberfläche ist. Sobald der Retter dann im Wasser und die Rettungsschlinge ordnungsgemäß angelegt ist, bekommt der Windenbediener das erste „OK“ - Daumen nach oben. Danach werden Luftretter und Patient etwa einen Meter aus dem Wasser gezogen, dann erfolgt der zweite Check. „Es wird nochmal kontrolliert, ob die Rettungsschlinge richtig geschlossen und ob die Positionierung korrekt ist“, erklärt Barbara Huber von der DLRG Sonthofen, die eine der wenigen Frauen in der Hubschrauber-gestützten Wasserrettung ist. „Die Karabiner werden erneut kontrolliert. Denn wenn es erstmal nach oben geht, lässt sich nichts mehr korrigieren.“ Wenn alles passt, gibt es das zweite „OK“. Der Luftretter und der zu Rettende werden gemeinsam nach oben gezogen. „Wichtig ist, dass im Hubschrauber beide zu jederzeit an mindestens einem Sicherungspunkt gesichert sind“, ergänzt Luftretter Fabian Flick von der DLRG Sonthofen. Während der gesamten Übung bleibt die Tür des Hubschraubers geöffnet. Sind die Retter nicht ausreichend gesichert, könnte es im schlimmsten Fall passieren, dass jemand in die Tiefe stürzt.
Alle Übungen gelangen wie geplant. „Damit liegt ein erfolgreicher Übungstag hinter uns und unsere Retter sind wieder für ein ganzes Jahr rezertifiziert“, freut sich Thomas Huber, der Technische Leiter der DLRG
Sonthofen, der auch selbst Luftretter ist.